Samstag, 5. Juli 2014

Der Judas

Und die 65 ostdeutschen Pfarrer

Sie wirken vor der Fernsehkamera ein wenig hilflos. Denn auch sie haben mit einem Judas an einem Tisch gesessen. Siegfried Menthel und Klaus Gallery sind wie der derzeitige Staatsoberhaupt-Darsteller Joachim Gauck Pfarrer in der DDR gewesen. 1989 zogen sie gemeinsam Lehren aus der Vergangenheit. Damals endete eine ökumenische Versammlung der DDR-Kirchen mit einer Abschlusserklärung. Darin stand: "Umkehr zum Frieden muss deshalb für uns heute die Mitwirkung an der Überwindung der Institution des Krieges einschließen. Im Verzicht auf militärishe Gewalt als Mittel der Politik sehen wir einen notwendigen Schritt zur Schaffung einer europäischen und weltweiten Friedensordnung." Diese Idee habe Gauck inzwischen verraten, schreiben 65 ostdeutsche Pfarrer in einem Protestbrief an den Staatsoberhaupt-Darsteller. Als ob der angebliche "Bürgerrechtler" das nicht wüsste...Seine ehrliche Antwort könnte deshalb nur lauten: "Stimmt!"

Wieder einmal könnte es also ganz einfach sein - ist es bei einem Judas aber nicht. Verrat gehört nämlich zu seinem Kalkül - und je verkalkter so ein Judas wird, desto wichtiger wird für ihn der Beifall von der für ihn eigentlich falschen Seite. Pfarrer sollte man werden, um die Lehre von Jesus nicht nur zu predigen, sondern auch, um sie zu leben. Schließlich hat der Lehrmeister aller Christen gesagt, dass ein Glaube ohne Taten ein toter Glaube sei. Jesus warnte zudem eindringlich vor der Heuchelei der Schriftgelehrten, zu seiner Botschaft gehörte auch die Warnung "Wer das Schwert erhebt, wird durch das Schwert umkommen." Das müsste eigentlich auch der heutige Staatsoberhaupt-Darsteller irgendwann einmal gelesen haben. Wahrscheinlich hat er das sogar als Pfarrer gepredigt. Nur nicht sich selbst...

Nun zählt der Staatsoberhaupt-Darsteller die Silberlinge, die er für den Verrat bekommt. Damit scheint er ausgelastet zu sein. Nur eins könnte ihn noch einmal zum Leben erwecken. Ein Marschbefehl für alle, die Kriege verharmlosen, damit sie sich irgendwo die Köpfe einschlagen. Gauck würde wahrscheinlich zu den Ersten gehören, die das Weite suchen. Aus der Weite der Flucht gäbe es dann sicherlich eine Fernsehübertragung, denn auf Scheinwerferlicht kann dieser Mann nicht verzichten...