Dienstag, 18. September 2012

Verwelkt

Pastor forscht ist nicht Gaucks Ding

Werden die Bundespräsidenten von den Medien immer schneller verbraucht - und von uns gar nicht mehr gebraucht? Kabarettisten und Comedians jedenfalls überspringen bei Joachim Gauck gleich mehrere Phasen. Sie werden nicht ironisch, dann spöttisch und schließlich zornig - sie werden gleich wütend oder maßlos.

Wie am Freitag Oliver Welke in der "heute show". Der blendet Gauck kurz auf einer Bühne ein und rät dem "Zonen-Pastor", dummes Zeug zur Euro-Krise demnächst ohne Sonnenbrille zu verbreiten. Zwei Tage nach dieser verbalen Entgleistung öffnen Lothar Bölck und Michael Frowin auf MDR die "Kanzleramtspforte D" und schmeißen den Bundespräsidenten hinaus. Anlass für diesen Rauswurf ist die Rede von Gauck vor dem "Sonnenblumenhaus" in Rostock.

In Lichtenhagen wütete vom 22. bis 26. August 1992 der Mob,  zündete erst Gardinen und dann das Wohnheim für ehemalige Vertragsarbeiter aus Vietnam an, mehrere 1 000 Wahnsinnige feuerten die Mordgesellen an, lieferten ihnen Molotowcocktails, die Polizei befolgte Befehle des Einsatzleiters nicht. Der Mob wurde im 7. Stock gestoppt. Von beißendem Qualm.

Dieses Grauen spülte Joachim Gauck 20 Jahre später weich, suchte Trost in einer "wehrhaften Demokratie", die künftig alle vor einer Wiederholung der Rostocker Ereignisse schützen möge. Dann gäbe es für den Mob kein Durchkommen mehr.

Doch dieser Mob hat sich längst verkleidet. Er stellt sich nicht mehr vor Asylbewerberheime und lässt sich bei Mordversuchen filmen. Er geht in Fußballstadien und beschimpft Fußballer mit anderer Hautfarbe und/oder Geburtsorten jenseits deutscher Grenzen, er startet Hasskampagnen in sozialen Netzwerken, er verprügelt Obdachlose, er heuchelt, dass er nichts gegen Ausländer habe, so lange die im Ausland bleiben. Er predigt nationale Alleingänge und gibt das Motto "Nach uns die Sintflut" aus. Er behauptet, dass er Europa wolle, will sich aber nicht mit den Gründen beschäftigen, die in Italien, Griechenland, Frankreich und Spanien die Leute auf die Straße treiben. Er will in Ruhe seine Vorurteile pflegen.

Und ewig grüßt Joachim Gauck mit seinem Freiheitsbegriff,  statt zu sagen, was in dieser Welt abgeht. Als Bundespräsident, der eigentlich auf niemanden falsche Rücksicht nehmen muss, wird von ihm alles zweimal mit Lenor gewaschen. Pastor forscht ist offenbar nicht sein Ding.









1 Kommentar:

  1. dieses pastorale geschwafel geht mir auch schon auf den keks

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