14. Dezember 2011
Der tägliche Rücktritt
Inzwischen tritt täglich jemand zurück: Heute FDP-Generalsekretär Christian Lindner. Der ist zwei Jahre im Amt gewesen, erklärte vor drei Tagen den Mitgliederentscheid zum Euro-Rettungsschirm für gescheitert und will nun mit seinem Rücktritt - verlautet aus FDP-Kreisen - "den Weg frei machen für eine neue Dynamik".
Könnte ihm gelingen. Denn schon fordert der Altliberale Gerhart Baum in Interviews auch den Rücktritt von Parteichef Philipp Rösler. Der hat den Mitgliederentscheid ebenfalls bereits für gescheitert erklärt und ist am 11. Dezember 2011 in der "Bild am Sonntag" gefragt worden, ob er am nächsten Sonntag noch im Amt sei. Aber sicher, antwortete Rösler.
Also tritt der FDP-Parteichef erst am Montag zurück, weil er dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff nicht zuvorkommen will? Könnte sein. Muss aber nicht. Denn die Geschichte von Wulffs Unfähigkeit, private und politische Dinge zu trennen, könnte sich dank Angela Merkel hinziehen. Die hat sich so sehr dafür ins Zeug gelegt, dass aus diesem niedersächsischen Ministerpräsidenten ein Bundespräsident geworden ist, dass sie alles tun wird, damit Wulff nichts am Zeug geflickt werden kann.
Außerdem: Den Rekord hält sie schon. In ihrer Ära als Bundeskanzlerin sind so viele Politiker zurückgetreten wie in keiner anderen Ära eines Bundeskanzlers. So scheint sie ein Trauma zu verarbeiten. Das aus der DDR stammen könnte. Denn in diesem Arbeiter- und Bauernstaat wäre man für die Forderung, ein hoher SED-Funktionär möge sein Amt niederlegen, im Gefängnis gelandet.
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