Das Monopolkapital hievt Gauck ins Schloss Bellevue
"Gauck-Maschine walzt alles nieder." Behauptet nun jemand in einem Bürgerportal. Woher nur rührt diese Maßlosigkeit bei der Kritik an der Kandidatur von Joachim Gauck als Bundespräsident? Warum greifen die Gegner von Gauck zu jeder nur möglichen Form der Verleumdung, die sofort in sich zusammenbricht, wenn - wie gestern Abend - Gesine Lötzsch als Vorsitzende der Linken mit Jürgen Trittin, der sich auf die Talkshow bestens vorbereitet hat, an einem Tisch sitzt?
Ist die Ursache Angst vor einem Bundespräsidenten, der sich jeden zur Brust nimmt, dem bei der Diskussion über das DDR-System nichts weiter einfällt als wachsweiche Distanzierungen von Unrecht? Merkt kein Kritiker, dass er SED-Opfer verhöhnt, wenn ihm nichts weiter einfällt als die Diffamierung eines Mahners, der bei seinem 70. Geburtstag sogar Angela Merkel auf die Füße getreten ist wegen ihrer Propagandatätigkeit für die FDJ?
Manche glauben wohl auch noch an Illuminaten. Angeblich haben sich Wirtschaftsbosse, Massenmedien und Gegner des Sozialstaates zusammengerottet, um Gauck ins Schloss Bellevue zu schicken, damit er von dort aus Hartz-IV-Empfänger, Leiharbeiter und Ausländer verhöhnt. Völlig vergessen werden dabei die Initiativen, die es bereits 2010 für Gauck gegeben hat. Waren die auch alle ferngesteuert?
In der DDR hat es keine Arbeitslosen gegeben, wird gern behauptet. Wer auch nur einmal dort gewesen ist, erfuhr aber auch, dass viele Lohnempfänger gar keine Arbeit hatten, weil die Fließbänder still standen. Auf Fabrikhöfen verrottete halb Fertiges, in den Städten verrotteten Häuser - und wenn es in eine Wohnung regnete, wurde die Miete gesenkt, Sanierungen konnten meistens nicht finanziert werden.
Schick war es eigentlich nur dort, wo die Funktionäre wohnten oder Urlaub machten. Durfte jemand eine Reise in den Westen machen, wurden die anderen Familienmitglieder als Gewähr für die Rückkehr betrachtet. Bekam ein DDR-Bürger nach Auffassung der SED zu oft Besuch aus der Bundesrepublik Deutschland, ließen bohrende Fragen nicht lange auf sich warten. Ging jemand nicht zur Wahl, standen sie mit der Urne vor der Wohnungstür. Verweigerte jemand auch dann noch die Stimmabgabe, litten darunter im Zweifelsfalle die Kinder.
Darüber hört man kaum etwas von den Gauck-Kritikern - und dann holen sie auch noch die Keule raus. Der neue Bundespräsident habe den Holocaust verharmlost...Hass macht offenbar blind.
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