Posts mit dem Label Sozialismus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Sozialismus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 14. Februar 2016

Aufgelesen

Gauck kein Bürgerrechtler
Die Verantwortlichen der Kirche wurden den Verdacht nicht los, dass hier politischer Leichtsinn Platz greift. Der Staat könnte gereizt werden und andere kirchliche Arbeitsfelder behindern. Ein führender Kirchenmann bat, man möge doch immer daran denken, dass durch öffentliche Äußerungen von Gruppenmitgliedern staatliche Stellen nicht das Gesicht verlieren dürften. Eine spannungsvolle Geschichte: Die Kirchenoberen bremsten, die Aufmüpfigen drängten. Gauck ist nie dadurch aufgefallen, dass er gedrängt hat.
Es entstand eine winzig kleine alternative Bewegung im real existierenden Sozialismus. In den Augen der Stasi gehörten nie mehr als 3000 bis 4000 Menschen dazu. Die DDR hatte 16 Millionen Einwohner. Trotzdem beunruhigte sie die weltliche Obrigkeit. Die Gruppen entwickelten das Netzwerk "Frieden konkret", dessen Vertreter sich einmal im Jahr trafen. Aus dieser Bewegung kamen die Leute, die man heute die Bürgerrechtler nennt. Sie forderten die Demokratisierung des sozialistischen Staates. Ich war von Anfang an dabei. Von Gauck habe ich in dieser Zeit nie etwas gehört.
Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 2012
Dieser Beitrag kursiert gerade wieder im Facebook.

Donnerstag, 24. Juni 2010

DDR-Besuche IV

19. Juni 2010
Der überlegene Sozialismus

Der Sozialismus ist dem Kapitalismus stets überlegen gewesen. Das stand in den Zeitungen der DDR, das erfuhr man täglich aus DDR-Radio und DDR-Fernsehen. Kaum war der neue Fünf-Jahres-Plan drei Jahre alt, waren bereits alle Ziele erreicht. Davon haben sich viele aus dem Westen ohne jede Einschränkung überzeugen können?

Von wegen! Wer Verwandte in der DDR besuchen wollte, musste sich von diesen einladen lassen. Der überlegene Sozialismus verlangte also erst einmal Behördengänge, bevor jemand aus der unterlegenen Bundesrepublik Deutschland hereingelassen wurde.

Dafür mussten DDR-Propagandisten eine Erklärung finden. Die lautete: Der Westen ist dekadent und hätte sich bei Reisefreiheit ohne Wenn und Aber in das System der SED gefressen, bis dieses zusammengebrochen wäre.

Kopierte Dekadenz dagegen war erlaubt. Auf jeden schlechten Schlager aus der westdeutschen Plattenindustrie setzte man in der DDR noch einen drauf, und warum junge Leute aus dem Westen Jeans trugen, begriff kein einziger Funktionär. Die DDR antwortete mit einer Ware, die so haltbar war, dass DDR-Jugendliche bei dem Versuch, ihren Klamotten eine persönliche Note zu geben, schier verzweifelten. Im Westen saßen die Mädels erst einmal stundenlang in der Badewanne und stiegen erst wieder heraus, wenn Form und Farbe sich verändert hatten. Im Osten hätten die Mädels schon Säure nehmen müssen, um ein ähnliches Ergebnis zu erzielen.

So blieb die DDR ein Missverständnis. Das verborgen werden sollte hinter einem "antifaschistischen Schutzwall". Doch keine Mauer kann Ideen aufhalten...