"Eine Gruppe von Frauen um die Netzaktivistin Anne Wizorek hat Bundespräsident Joachim Gauck wegen seiner Äußerungen zum Sexismus kritisiert. Er lasse in seinen Äußerungen vor allem Feingefühl und Respekt gegenüber all den Frauen vermissen, „die sexistische Erfahrungen gemacht haben”. Gauck hatte mit Blick auf die jüngste Sexismus-Debatte um FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle gesagt: „Wenn so ein Tugendfuror herrscht, bin ich weniger moralisch, als man es von mir als ehemaligem Pfarrer vielleicht erwarten würde.” Es gebe in der Frauenfrage zwar noch einiges zu tun, „aber eine besonders gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen kann ich hierzulande nicht erkennen.”
Tickert in diesen Minuten die "Bild"-Zeitung in die Netz-Welt. Anne Wizorek ist jene Berlinerin, die mit dem Wort "Aufschrei" eine Twitter-Lawine über Sexismus losgetreten hat. Auch beruflich beschäftigt sie sich mit sozialen Netzwerken, Literaturwissenschaften studiert sie nicht mehr. Anne Wizorek ist Mitbegründerin des blogs "Kleinerdrei", ihr eigenes blog heißt "An Apple and a day". Wohl auch deshalb hat sie sich auf die Äußerungen von Bundes-Jochen kein Ei gepellt.
Was aber hat der Bundespräsident eigentlich gesagt? Dass er ehemaliger Pastor ist, wird doch niemand bestreiten können. Dann verknüpft er noch "Tugendfuror" mit den Erwartungen, die man an ihn hätte, wenn er noch Pfarrer wäre. Das scheint mehr zu sein als man von einem Bundespräsidenten erwarten darf. Was eine "gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen" ist, müsste Bundes-Jochen noch erläutern. Immerhin kennt er aber die "Frauenfrage". Die Antworten jedoch kennt er noch nicht. Sind wahrscheinlich auch zu viele. Welcher Mann hat sich nicht schon tausendmal gefragt, warum seine Frau am Telefon alles mit einer Freundin bespricht, bevor sich die beiden treffen?
Dass Rainer Brüderle eine "stern"-Redakteurin "flächendeckend" belästigt hat, wird Anne Wizorek wohl kaum behaupten wollen. Deswegen kann Gauck auch nichts erkennen. Jedenfalls nicht hierzulande, denn so groß ist die FDP schließlich nicht. Glücklicherweise wird nicht aus jeder Dummheit eines Politikers eine Twitter-Lawine. Das wäre fürwahr eine "Fehlhaltung"...
Eigenen Angaben zufolge wohnt diese Berlinerin eigentlich im Internet. Und das ist überall. Was Bundes-Jochen die "Frauenfrage" noch schwerer macht...
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