9. Juni 2010
Warum ist Gauck so beliebt?
Nachmittags beugt sich meine Mutter auf der Terrasse über das Kreuzworträtsel in der "Wilhelmshavener Zeitung", den Kugelschreiber in der Hand murmelt sie stets nach wenigen Minuten vor sich hin: "Was die alles wissen wollen. Das kriegt man doch nie raus." Dann legt sie die Zeitung wieder beiseite und freut sich auf den nächsten Tag: "Morgen gibt es die Auflösung."
In diesem Juni rätselt aber nicht nur meine Mutter täglich. Die Medien auch. Die beugen sich allerdings nicht über Kästchen, die senkrecht und waagerecht mit Wörtern gefüllt werden sollen, die beschäftigen sich mit dem Kandidaten von SPD und Grünen bei der Wahl des Bundespräsidenten. Der 70-Jährige gibt ihnen Rätsel auf. Die offenbar fast so unlösbar sind wie für meine Mutter die Kreuzworträtsel in der Lokalzeitung.
Auch in offiziellen Umfragen eilt Joachim Gauck inzwischen Christian Wulff davon. Die Demoskopen stellen fest, was man im Internet schon seit Tagen feststellen kann: Dieser Kandidat fasziniert viele. Warum das so ist, müsste doch herauszubekommen sein, hoffen die Medien, scheitern aber regelmäßig an einer eindeutigen Antwort.
Wie jetzt die "Rheinische Post". Auch die kann nur Vermutungen anstellen, die angereichert werden mit dem Lena-Effekt beim Song-Contest und mit den rhetorischen Fähigkeiten des 70-Jährigen, die zu seiner Ausstrahlung beitragen.
Solche Beiträge wird es bis zur Wahl noch viele geben. Und morgen gibt es die Auflösung?
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