Dienstag, 22. Juni 2010

Seicht-langweilig

22. Januar 2010
ntv: Heiner Bremer wortplätschert mit Christian Wulff

Wieder so ein Gespräch. Heiner Bremer plaudert auf ntv mit Christian Wulff über seine Kandidatur als Bundespräsident. Wenn dieser ehemalige FDP-Politiker Studiogäste einlädt, blättert man nebenbei in der Zeitung. Bei dem Wortgeplätscher kann man den Fernsehabend entspannt ausklingen lassen.

Christian Wulff gibt den netten Politiker, Heiner Bremer den netten Gastgeber. Ausgetauscht werden Nettigkeiten über einen niedersächsischen Ministerpräsidenten, der seinen Ministern viele Freiheiten lässt, über Patchworkfamilien, die Probleme haben, aber welche Wulff hat, bleibt offen, über die Gründe für die Kandidatur, die den niedersächsischen Ministerpräsidenten zu der Erkenntnis kommen lassen: "Auch ich werde älter." Kanzler kann er nicht. Nur Bundespräsident. Man muss ihn nur noch wählen. Das Wahlergebnis vom 30. Juni lässt er offen. Das gebietet die Demut vor der Bundesversammlung.

Den Mann kann man überall hinschicken. Alle werden sagen: "Der ist aber nett." Aber: Brauchen wir einen netten Bundespräsidenten? Oder einen mit Profil? Wie dermaleinst Gustav Heinemann? Der hat das höchste Amt bekleidet, als man Sozialdemokraten noch vorwarf, sie seien vaterlandslose Gesellen. Dennoch beantwortete er die Frage, ob er sein Vaterland liebe, so: "Warum? Ich liebe doch schon meine Frau."

Das hat gesessen. Und in diesen Zeiten muss noch mehr sitzen. Wenn alle durcheinander reden, alle vier Wochen ein neues Motto ausgegeben wird und man sich fragt, ob Deutschland ohne Regierung anders wäre als Deutschland mit Regierung, muss da jemand sein, der sagt: "Alle mal herhören. Auch die, die schwer hören."

Joachim Gauck könnte dieser Mann mit der Pauke sein. Christian Wulffs Blockflötenlied "Kein schöner Land in meiner Zeit" wird kein Hit. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen